Ein Sturz ist ein waagerechtes Bauteil, das in der Regel über Tür- oder Fensteröffnungen in einer Wand eingebaut wird. Diese Definition mag einfach klingen, doch die Rolle des Sturzes ist von fundamentaler Bedeutung. Er ist ein tragendes Element, das dafür sorgt, dass das Gewicht des Mauerwerks über der Öffnung nicht zum Einsturz führt. Der Sturz verteilt die Last des darüberliegenden Mauerwerks gleichmäßig auf die angrenzenden Wandbereiche, wodurch die strukturelle Integrität des Gebäudes gewährleistet wird.
Grundfunktion eines Sturzes
Die Hauptfunktion des Sturzes besteht darin, das Gewicht und den Druck, der von dem oberhalb der Öffnung liegenden Mauerwerk ausgeht, aufzunehmen und zu verteilen. Ohne einen Sturz würde das Mauerwerk über der Öffnung unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen, was nicht nur die betreffende Wand, sondern potenziell das gesamte Gebäude gefährden könnte. Der Sturz wirkt somit als stabilisierendes Element, das die Last von oben aufnimmt und sicher auf die Seiten der Öffnung überträgt. Diese Funktion ist entscheidend für die Sicherheit und Langlebigkeit von Bauwerken, insbesondere in Bereichen, wo regelmäßig Öffnungen in tragenden Wänden erforderlich sind.
Eigenschaften und Bauarten
Nachdem wir die Definition und die grundlegende Funktion eines Sturzes erörtert haben, wenden wir uns nun den spezifischen Eigenschaften und verschiedenen Bauarten dieses wichtigen Bauelements zu.
Wichtige Eigenschaften eines Sturzes
Ein Sturz muss verschiedene mechanische Eigenschaften aufweisen, um seine Funktion effektiv erfüllen zu können. Zu den wichtigsten Eigenschaften gehören:
- Biegefestigkeit: Diese Eigenschaft beschreibt, wie stark ein Bauteil unter Belastung durchbiegt. Ein Sturz mit hoher Biegefestigkeit verhindert, dass das Mauerwerk über der Öffnung durchhängt oder bricht.
- Schubfestigkeit: Dies bezieht sich auf den Widerstand eines Bauteils gegen Abscherung. Ein Sturz muss in der Lage sein, den seitlichen Druck, der durch das Gewicht des Mauerwerks entsteht, standzuhalten.
- Tragfähigkeit: Die Fähigkeit des Sturzes, das Gewicht des darüberliegenden Mauerwerks zu tragen, ohne zu versagen.
- Lastaufteilung: Ein effektiver Sturz verteilt die Last gleichmäßig auf die angrenzenden Wandbereiche, um lokale Überlastungen zu vermeiden.
Diese Eigenschaften sind in der DIN EN 845-2 geregelt und stellen sicher, dass Stürze den baurechtlichen Anforderungen entsprechen.
Verschiedene Bauarten von Stürzen
Stürze können in verschiedenen Bauarten hergestellt werden, die jeweils spezifische Anforderungen und Einsatzgebiete haben:
- Vorgefertigte Stürze: Diese sind weit verbreitet, da sie Zeit und Kosten sparen. Sie können aus Stahlbeton bestehen oder als gemauerte Elemente aus Kalksandstein oder Ziegelsteinen gefertigt sein, oft verstärkt durch Stahl.
- Teilweise vorgefertigte Stürze: Bei dieser Bauart werden Stürze werkseitig vorbereitet, müssen aber auf der Baustelle noch ergänzt oder auf die erforderliche Höhe gebracht werden. Sie bestehen häufig aus flachen Ziegelsteinen.
- Bauseits hergestellte Stürze: Diese werden direkt auf der Baustelle hergestellt, indem Frischbeton in eine Schalung gegossen wird, oft mit Stahl als Bewehrung. Diese Methode wird insbesondere bei individuellen oder speziellen Bauvorhaben angewendet.
Historische Entwicklung und Materialien
Die Geschichte des Sturzes im Bauwesen ist so vielfältig wie die Entwicklung der Architektur selbst. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Materialien und Techniken, die für die Herstellung von Stürzen verwendet werden, erheblich verändert.
Entwicklung von Stürzen im Laufe der Geschichte
In der frühen Architekturgeschichte wurden Stürze oft aus behauenen Natursteinen gefertigt. Diese massiven Steine waren in der Lage, das Gewicht des darüberliegenden Mauerwerks zu tragen, hatten aber den Nachteil, dass sie schwer zu bearbeiten und zu transportieren waren. Im Mittelalter, insbesondere im Fachwerkbau, kamen häufig Holzbalken als Sturzriegel zum Einsatz. Diese Holzstürze waren leichter und einfacher zu verarbeiten als Stein, boten aber nicht dieselbe Tragfähigkeit und Langlebigkeit.
Mit der Weiterentwicklung der Bautechniken und Materialien begann man, gemauerte Bogenstürze zu verwenden, insbesondere in Backsteingebäuden. Diese Bogenstürze waren nicht nur funktional, sondern wurden auch zu einem ästhetischen Element der Architektur. Sie konnten große Lasten tragen und ermöglichten gleichzeitig elegante und komplexe Formen.
Unterschiedliche Materialien und Bauweisen
Im Laufe der Zeit haben sich die Materialien und Bauweisen von Stürzen weiterentwickelt:
- Naturstein: In der Antike und im frühen Mittelalter war Naturstein das bevorzugte Material für Stürze. Natursteinstürze sind extrem langlebig und können immense Lasten tragen.
- Holz: Im Fachwerkbau des Mittelalters waren Holzstürze weit verbreitet. Sie waren einfacher zu bearbeiten und zu montieren als Stein, hatten aber Einschränkungen in Bezug auf Tragfähigkeit und Feuerresistenz.
- Gemauerter Bogensturz: In der späteren Architekturgeschichte, besonders in der Renaissance und im Barock, wurden gemauerte Bogenstürze populär. Sie kombinierten Funktionalität mit ästhetischer Anziehungskraft und waren in der Lage, große Lasten zu tragen.
Anwendungsbereiche von Stürzen
Stürze sind nicht nur auf Tür- und Fensteröffnungen beschränkt. Ihre Anwendung findet sich in verschiedenen Bereichen des Bauwesens, was ihre Vielseitigkeit und Wichtigkeit unterstreicht.
Wo werden Stürze eingesetzt?
- Türen und Fenster: Dies ist der klassische Einsatzbereich für Stürze. Sie tragen das Gewicht des Mauerwerks über diesen Öffnungen und verhindern, dass es einstürzt.
- Garagen und Durchgänge: Auch bei Garagen oder Durchgängen in Gebäuden sind Stürze unerlässlich, um die strukturelle Integrität zu gewährleisten.
- Durchreichen: In Wohn- und Geschäftsräumen, wo Durchreichen zwischen verschiedenen Bereichen geschaffen werden, kommen ebenfalls Stürze zum Einsatz.
- Nachträglich geplante Wanddurchbrüche: Bei Renovierungen oder Umbauten, bei denen neue Öffnungen in bestehenden Wänden geschaffen werden, ist der Einbau von Stürzen entscheidend, um die Stabilität des Gebäudes zu erhalten.
Bedeutung von Stürzen bei nachträglich geplanten Wanddurchbrüchen
Der Einbau von Stürzen bei nachträglich geplanten Wanddurchbrüchen ist besonders herausfordernd. Hierbei muss sorgfältig geprüft werden, ob und wie der Durchbruch realisiert werden kann, ohne die strukturelle Integrität des Gebäudes zu gefährden. In solchen Fällen ist die Beratung durch Fachleute unerlässlich. Sie können beurteilen, ob die geplante Öffnung machbar ist und welcher Art von Sturz benötigt wird, um die Lasten sicher zu tragen.
Wie erkenne ich einen Sturz im Grundriss?
Die Identifizierung eines Sturzes in einem Grundriss ist für das Verständnis der strukturellen Aspekte eines Gebäudes wesentlich. Obwohl Stürze in der realen Welt eine entscheidende Rolle spielen, ist ihre Darstellung in Grundrissen nicht immer offensichtlich.
Erkennung eines Sturzes in einem Grundriss
In einem Grundriss, der eine Draufsicht eines Gebäudes oder einer Etage darstellt, befindet sich der Sturz oberhalb der waagerechten Schnittlinie und ist daher nicht direkt sichtbar. Trotzdem gibt es Hinweise, die auf die Anwesenheit eines Sturzes hindeuten:
- Markierungen und Beschriftungen: In technischen Zeichnungen und detaillierten Grundrissen werden Stürze oft durch spezielle Markierungen oder Beschriftungen angezeigt. Suchen Sie nach Bezeichnungen wie „Sturz“ oder „Lintel“ in der Nähe von Tür- und Fensteröffnungen.
- Höhenangaben: Neben der Beschriftung können Höhenangaben Hinweise auf die Position und Größe des Sturzes geben.
- Symbolische Darstellung: In einigen Fällen werden Stürze symbolisch dargestellt, beispielsweise durch eine Linie oder einen Schraffurbereich über der Tür- oder Fensteröffnung.