Das Aufmaßnehmen ist ein entscheidender Schritt in der Planung und Dokumentation von Bauprojekten, Renovierungen oder Umgestaltungen. Es bildet die Grundlage für die Erstellung präziser Grundrisse und ist somit unerlässlich für Architekten, Bauingenieure, Handwerker und auch für Privatpersonen, die Bauvorhaben selbstständig durchführen möchten. In diesem Artikel widmen wir uns ausführlich der Kunst des korrekten Aufmaßnehmens, um Ihnen eine fundierte und praxisnahe Anleitung an die Hand zu geben.
Liste der notwendigen Hilfsmittel
- Meterstab: Ein klassisches, aber unverzichtbares Werkzeug für jede Art von Messung. Stellen Sie sicher, dass Ihr Meterstab robust und genau ist.
- Optional: Distanzlaser: Für größere Entfernungen oder schwer zugängliche Bereiche ist ein Distanzlaser ein äußerst nützliches Werkzeug. Er ermöglicht schnelle und präzise Messungen über weite Strecken.
- Bleistift, Kugelschreiber oder ähnliches: Für das Notieren der Messergebnisse. Es ist ratsam, immer mehrere Schreibutensilien dabei zu haben.
- Schreibtafel / Klemmbrett: Ein stabiler Untergrund für Ihre Aufzeichnungen ist unerlässlich, um Ordnung zu halten und Informationen effizient festzuhalten.
- Lange Wasserwaage, Setzlatte oder ähnliches: Diese Werkzeuge sind wichtig, um die Geradheit und Ebenheit von Wänden und anderen Strukturen zu überprüfen.
- Senklot (Schnur mit Gewicht): Ein Senklot ist hilfreich, um die Vertikalität von Wänden zu überprüfen, insbesondere in älteren Gebäuden, wo Wände oft nicht perfekt gerade sind.
Vorbereitung eines strukturierten Aufmaßblattes
Das Aufmaßblatt ist mehr als nur ein einfaches Dokument für Notizen. Es ermöglicht eine systematische Erfassung aller relevanten Maße und Details eines Raumes oder Gebäudes. Auf dem Aufmaßblatt werden die Abmessungen der Wände, Fenster, Türen, Nischen und anderer baulicher Elemente festgehalten. Es ist wichtig, dass jedes Maß klar und eindeutig zugeordnet wird, um spätere Verwechslungen oder Missverständnisse zu vermeiden.
Bei der Vorbereitung des Aufmaßblattes sollten Sie darauf achten, dass genügend Platz für alle notwendigen Informationen vorhanden ist. Es kann hilfreich sein, vorab eine Skizze des Raumes oder Gebäudes anzufertigen, um eine visuelle Grundlage für die Messungen zu haben. In diese Skizze können Sie dann die gemessenen Werte direkt eintragen.
Aufmaß nehmen – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Das korrekte Aufmaßnehmen ist ein Prozess, der Sorgfalt und Genauigkeit erfordert. Eine strukturierte Vorgehensweise hilft dabei, systematisch alle relevanten Maße zu erfassen und die Qualität des Aufmaßes zu sichern. Im Folgenden finden Sie eine detaillierte Anleitung, die Sie Schritt für Schritt durch den Prozess führt.
Schritt 1 – Das Konzept
Bevor Sie mit dem eigentlichen Messen beginnen, ist es wichtig, ein klares Konzept zu haben. Dieser Schritt umfasst die Begehung des Objekts und die Vorbereitung Ihrer Aufmaßblätter.
- Begehung des Objekts: Machen Sie sich mit dem zu vermessenden Objekt vertraut. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Struktur und die Besonderheiten des Gebäudes oder der Räumlichkeiten.
- Vorbereitung der Aufmaßblätter: Passen Sie Ihre Aufmaßblätter den einzelnen Messabschnitten an. Identifizieren Sie die verschiedenen Bereiche, die vermessen werden sollen, und legen Sie fest, wie Sie diese auf dem Aufmaßblatt darstellen möchten.
- Identifikation von Wänden und Öffnungen: Achten Sie auf Wände, Vor- und Rücksprünge sowie auf Öffnungen wie Türen und Fenster. Diese Elemente sind entscheidend für die Genauigkeit Ihres Aufmaßes.
Schritt 2 – Hauptmaße und -dimensionen
In diesem Schritt konzentrieren Sie sich auf die Erfassung der Hauptmaße der Räume.
- Messung der Wände: Beginnen Sie mit den Hauptwänden. Überprüfen Sie die Ebenheit der Wand mit einer Wasserwaage oder Setzlatte und nehmen Sie die Abstände zur gegenüberliegenden Wand an verschiedenen Punkten auf.
- Erfassung von Zwischenmaßen: Bei längeren Wänden oder unebenen Oberflächen sind Zwischenmaße wichtig, um die Genauigkeit zu erhöhen.
- Überprüfung der Vertikalität: Stellen Sie sicher, dass die Wände senkrecht stehen. Messen Sie gegebenenfalls an verschiedenen Punkten der Wand, um Abweichungen festzustellen.
Schritt 3 – Türen und Fenster
Nachdem die Wände vermessen wurden, widmen Sie sich den Wandöffnungen.
- Messung von Höhe und Breite: Erfassen Sie die Maße von Türen und Fenstern. Achten Sie darauf, immer von den gleichen Bezugspunkten aus zu messen.
- Erfassung der Lage der Öffnungen: Notieren Sie die Position der Öffnungen relativ zu festen Bezugspunkten wie Raumecken.
- Besonderheiten beachten: Bei Türen und Fenstern ist es üblich, das lichte Öffnungsmaß zu erfassen. Achten Sie auf Besonderheiten wie ausgeprägte Türrahmen und vermerken Sie diese auf dem Aufmaßblatt.
Schritt 4 – Vor- und Rücksprünge sowie sonstige Details
In diesem Schritt geht es um die Erfassung von Details, die für den Grundriss relevant sind.
- Messung von Wandversätzen: Bestimmen Sie die Tiefe von Vor- und Rücksprüngen in der Wand.
- Erfassung von Nischen und Sonderpunkten: Messen Sie die Breite von Nischen und deren Lage im Raum.
- Bezug zur Hauptwand herstellen: Stellen Sie sicher, dass alle Details in Bezug zur zugehörigen Hauptwand erfasst werden, um eine korrekte Einordnung im Grundriss zu ermöglichen.
Schritt 5 – Verbindung der Aufmaßabschnitte
Der letzte Schritt besteht darin, die einzelnen Messabschnitte miteinander zu verbinden, um ein kohärentes Gesamtbild zu erhalten.
- Finden gemeinsamer Bezugspunkte: Verbinden Sie horizontale Abschnitte über gemeinsame Punkte wie Wandöffnungen.
- Relation der Messabschnitte: Setzen Sie die Lage der Messabschnitte in Bezug zu Außenmaßen des Gebäudes.
- Vertikale Abschnitte verbinden: Bei der Vermessung von Geschossen nutzen Sie Außenfassade und Fenster als Bezugspunkte.
Plausibilitätsprüfung und Kontrolle
Nachdem das Aufmaß abgeschlossen ist, folgt ein ebenso wichtiger Schritt: die Überprüfung der Messergebnisse. Diese Phase dient dazu, die Genauigkeit und Konsistenz Ihrer Daten zu gewährleisten und eventuelle Fehler zu identifizieren und zu korrigieren.
Überprüfung der Messergebnisse auf Verständlichkeit und Plausibilität
- Durchsicht der Aufschriebe: Gehen Sie Ihre Notizen und Messergebnisse noch einmal durch. Überprüfen Sie, ob alle Angaben klar und den jeweiligen Bauteilen eindeutig zugeordnet sind.
- Abgleich der Gesamtmaße: Vergleichen Sie die Innenmaße der Räume mit den Gesamtabmessungen des Gebäudes. Stellen Sie sicher, dass die Summe der Einzelmaße mit den Gesamtabmessungen übereinstimmt.
- Kontrolle auf Vollständigkeit: Überprüfen Sie, ob alle relevanten Details und Besonderheiten im Aufmaßblatt erfasst wurden. Achten Sie darauf, dass keine Elemente übersehen wurden.
Tipps für die abschließende Kontrolle
- Überschlägige Kontrolle: Eine genaue Überprüfung ist wichtig, aber bedenken Sie, dass aufgrund baulicher Abweichungen und Messungenauigkeiten ein absolut zentimetergenaues Aufmaß in der Praxis oft nicht zu erreichen ist. Geringfügige Abweichungen sind normal und können in der Zeichnung des Grundrisses ausgeglichen werden.
- Realitätsnahe Darstellung: Ein Grundriss ist eine idealisierte Abbildung der Realität. Kleinere Ungenauigkeiten in der baulichen Umsetzung sind normal und sollten im Grundriss entsprechend berücksichtigt werden.
- Dokumentation von Unregelmäßigkeiten: Sollten Sie auf signifikante Unregelmäßigkeiten oder Abweichungen stoßen, dokumentieren Sie diese sorgfältig. Diese Informationen können für spätere Anpassungen oder Entscheidungen wichtig sein.